Artikel aus dem Münchner Merkur am 15.03.2024:
Voller Erfolg: „Markt der Möglichkeiten“ in Landsberg
Das ukrainisches Stimmengewirr in der Wandelhalle des Sport- und Veranstaltungszentrums erinnert an einen Marktplatz. Und es ist auch ein Markt, der hier stattfindet: der „Markt der Möglichkeiten“ für einen Berufseinstieg in Deutschland. Rund 150 Ukrainerinnen sind der Einladung gefolgt.
Landsberg – Um dringend benötigtes Personal für pflegerische und soziale Berufe anzuwerben, wurden von den aktuell 1.321 in Stadt und Landkreis lebenden Gästen aus der Ukraine 282 Frauen zwischen 18 und 55 Jahren zu einer Jobmesse mit aufklärenden Vorträgen eingeladen. Initiiert wurde das Spezialevent von Susanne Taryne, Integrationsbeauftragte des Landratsamtes und Standortprojektkoordinatorin von MiMi Bayern, dem interkulturellen Gesundheitsprojekt „Mit Migranten für Migranten“. Ihr zur Seite standen die Landratsamt-Kolleginnen Viktoriya Geisenhofer (Koordinationsstelle Ausbildungsverbund Pflege) und Julia Birkhold (Geschäftsstellenleiterin Gesundheitsregion Plus).
„Markt der Möglichkeiten“ in Landsberg: Alles unter einen Hut gebracht
Sie haben das Kunststück fertiggebracht, 23 Organisationen und Einrichtungen aus Pflege und Sozialem für die Messe zu gewinnen, wobei an jedem Stand auch Dolmetscher halfen. So zeigten die Gäste nach den Fachvorträgen reges Interesse an den InfoPoints von Klinikum Landsberg, AWO, BRK, Lebenshilfe, WoFa-Wohnraumbörse, den Kreis- und weiteren Seniorenheimen, Berufsausbildungszentren, dem Ärztenetzwerk GeSoLa, der Bundesagentur für Arbeit und dem Jobcenter sowie vielen anderen.
Erich Püttner, stellvertretender Landrat, warb dafür, sich „in einem der schönsten Landkreise Deutschlands“ einzubringen, hier Fuß zu fassen und eigenes Geld zu verdienen. Die Arbeit mit Menschen – vom Kindergarten bis zum Seniorenheim – sei ein erfüllender Beruf. Püttner lobte ausdrücklich die Initiatorinnen des „Job-Turbos“, der alle Bereiche von der Helferin bis zur Ausbildung mit Abschluss umfasse. Geisenhofer betonte, mit einem festen Arbeitsverhältnis seien die Bleibeperspektiven in Deutschland groß, wobei es bei Sprachbarrieren viel Hilfestellung gebe.
Arbeit in der Klinik
Als Beispiele präsentierte sie zwei „Mutmacherinnen“, die in Deutschland bleiben wollen: Tetiana Zheronkina, gelernte Krankenschwester, kam erst im März 2023 nach Landsberg und fing parallel zu den Sprachkursen sofort im Klinikum zu arbeiten an. Dort hat sie sich inzwischen unentbehrlich gemacht und holt fehlende Qualifikationen für die Anerkennung ihrer ukrainischen Ausbildung nach, was bei ihrem Ehrgeiz wohl bald erfolgt.
Elena Antoniuk, seit zwei Jahren hier, ist Quereinsteigerin. Sie besucht vormittags Sprachkurse und arbeitet nachmittags als Pflegehelferin in einem Landsberger Seniorenzentrum. Beide Damen erzählten euphorisch ihre durchwegs guten Erfahrungen und wurden mit viel Beifall bedacht.
Dass auch Arbeitgeber finanziell gefördert werden, wenn sie Ukrainerinnen und Ukrainer einstellen, war ein wichtiger Aspekt beim „Markt der Möglichkeiten“. Der Arbeitgeber-Service der Landsberger Agentur für Arbeit erläuterte Möglichkeiten. Selbst bei Probearbeiten in Unternehmen bis zu zwölf Wochen gibt es Zuschüsse. Die eventuell künftigen Arbeitnehmer bekommen für ihre praktischen Einblicke zwar kein Gehalt, dafür aber weiterhin Bürgergeld. Kommt es zur Einstellung, kann der Arbeitgeber für die Einarbeitung einen Eingliederungszuschuss von bis zu 50 Prozent des Arbeitsentgelts für maximal zwölf Monate beantragen.